Abriss Goethestraße: Und wieder passiert es
- linzplus
- 21. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Aug.
Schon wieder wird ein Gründerzeithaus abgerissen. Diesmal ein besonders schönes, da es Teil eines kleinen Ensembles aus ähnlichen, auffallend gut erhaltenen Häusern in der Goethestraße ist. Das tut weh.
Es ist der x-te Fall. Das Problem sitzt tief. Von städtischer Seite gibt es keinen echten Willen solche „normalen“ Gründerzeithäuser zu schützen. Man redet sich auf die Wirtschaftlichkeit und Landesgesetze aus. „Uns sind die Hände gebunden“ heißt es dann mantraartig. Auch diesmal wieder.

Abriss Goethestraße 55, 19.8.2025, Foto @Erich Gusenbauer
Doch informell und indirekt ginge deutlich mehr. Es wäre schon ein großer Unterschied, wenn die Stadtpolitik und Stadtplanung dazu klare Kante und einen klaren Willen zeigen und solche Abbruchprojekte mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bremsen würde. Das würde Investoren davon abhalten, solche Häuser (Grundstücke) überhaupt (überteuert) zu kaufen, um sie mit einem Abbruch und Neubau zu verwerten.
Möglichkeiten der Steuerung sind: Bei schützenswerten Häusern, keine Bebauungsplanänderungen die Verdichtung und Maximierung regelrecht provozieren, Unterbauungsschutz in den Innenhöfen um Tiefgaragen zu erschweren, enge Zusammenarbeit innerhalb des Magistrats um Lösungen zu finden (z.B. für die Nachsicht von Stellplätzen, dazu müssen alle an einen Tisch), klare Kommunikation nach Außen, Initiative in Richtung Land OÖ für den Bestandserhalt (Förderungen, Steuerbegünstigungen, Gesetzgebung), Aufklärungsarbeit für die Möglichkeiten und Vorteile einer Sanierung, Aufstockung oder des Weiterbauens, Überarbeitung der „Wirtschaftlichkeitsprüfung“ (ein Rechenmodell), das defacto immer zu Gunsten des Abbruchs ausgeht, Gestaltungsbeirat eng einbinden und nutzen….
Wichtig zu wissen ist: Ein Erhalt und die Sanierung von bestehender Substanz ist in vielerlei Hinsicht im öffentlichen Interesse - nicht nur im Sinne des Ortsbildes und der Stadtgeschichte. Sanieren und Weiterbauen sorgen für weniger Tiefgaragen, somit weniger MIV und weniger Zerstörung von gewachsenem Boden in den Innenhöfen. Volkswirtschaftlich und ökologisch sorgen Sanierungen für den schonenden Umgang mit Resourcen und für Mehreinnahmen bei der öffentlichen Hand (Lohnkosten).
Allein schon aus Gründen der Klimaneutralität (CO2-Bilanz) bedarf es eines Paradigmenwechsels und Umdenkens. Dazu haben wir gebloggt und einen Antrag gemacht: Sanierungen statt Neubauten: Linz+ fordert gerechtere Förderungen vom Land
Und der Denkmalschutz?
Gute Frage. Einen echten „Ensembleschutz“ - der hier gegriffen hätte - gibt es nicht in Österreich. Weiters sieht sich das BDA für diese Art der Alltagsbauten nicht zuständig. Das BDA schützt keine Alltagsarchitektur wie dieses Gründerzeithaus, sondern nur „Herausragendes“ und „Einzigartiges“. Davon konnte man sich in den letzten Jahren ein gutes Bild machen. Zum Beispiel: Historisch wertvolles Haus Weinmeister am Pöstlingberg wird abgerissen.

Im konkreten Fall ist das BDA (zwar wahnsinnig spät) dann aber doch aktiv geworden. Denn das Projekt war bereits 2024 im Gestaltungsbeirat, die öffentliche Diskussion und Berichterstattung ebenfalls. Obwohl (oder weil) das Denkmalamt den Eigentümern Anfang August einen Besuch abstattete, begannen diese mit dem Abbruch.
Nicht wie üblich, zuerst mit dem Dachstuhl und den Fenstern und der Trennung von Material im Inneren, sondern mit den Verzierungen und Stuckaturen auf der Fassade. Die OÖN berichteten. Fassade in Linzer Goethestraße zerstört, während das Denkmalamt prüfte | Nachrichten.at
Das waren die Berichte vor einem Jahr, als das Projekt im Gestaltungsbeirat war:
Gründerzeithaus in Linz soll abgerissen werden - "Die DNA des Neustadtviertels wird vernichtet" | Nachrichten.at
Abbruch Fassade und Hofansicht kurz vor dem Stopp durch Blitzbescheid. Fotos straßenseitig Erich Gusenbauer
Vergleichbare Fälle:
Facebook-Posts Erich Gusenbauer, der seit Jahren für den Erhalt historischer Bausubstanz kämpft https://www.facebook.com/share/p/1B1mKj4kvo/
Zuerst kam das Denkmalamt, dann begann der Hausbesitzer die Fassadenelemente herunterzustemmen. „Er habe ja nicht wissen können, dass der Besuch dem Erhalt des Gebäudes galt“, so der Besitzer. Und die Stadt? Bürgermeister Prammer sind wie immer „die Hände gebunden“. Und das Denkmalamt? Brauchte neun Monate für den Besuch, obwohl schon im Dezember 24 ein großer medialer Aufschrei wegen der geplanten Zerstörung erfolgte. Fazit: der Erhalt historischer Bausubstanz wird mit solchen ignoranten Akteuren nicht gelingen. #linzmachtsichkaputt
Danke an Manfred Wolf von den OÖNachrichten für den ausführlichen Bericht!

18. August 2025 https://www.facebook.com/share/p/1AszWqkbe4/
Angeblich stoppte das Bundesdenkmalamt den Abbruch des herrlichen Gründerzeithauses mit einem "Blitzbescheid". JETZT!? Ich habe im Dezember 2024 vor dem drohenden Abriss und der Zerstörung des Ensembles gewarnt. Um vollendete Tatsachen zu schaffen hat man vorige Woche noch schnell die herrliche Neorokokofassade zerstört. Zum Kotzen.
17.August 2025 https://www.facebook.com/share/p/1A44rSxvTp/
Goethestraße 55. Es tut einem physisch weh, mitanzusehen, wie hier mit unserem gebauten historischen Erbe umgegangen wird. Ist der Abriss schon eine Schande, so wird vorab der herrliche Fassadendekor des Neorokoko aus dem charmanten Gebäude gerissen. Zum Heulen.
Autor:in: Linz+
21.8.2025
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