top of page
linz plus - unabhängige bürgerliste für linz
  • Facebook
  • Instagram
  • TikTok
  • YouTube

Abbruch Reindlstraße: "Uns sind die Hände gebunden“ oder doch nicht?!

  • linzplus
  • 17. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 24. Sept.

Und wieder sind zwei alte Häuser bald ein Schutthaufen. Wieder wird neu betoniert: doppelt so hoch, tief in den Hof hinein und mit maximaler Tiefgarage. Und auch diesmal wird der gewachsene Boden im grünen Innenhof futsch sein. Der aktuelle Fall liegt in Urfahr, in der Reindlstraße 27 und 29 - das haben wir dank eines Anrainers, der uns um Hilfe gebeten hat, erfahren. Wie ein Eindringling wird das neue Gebäude meterweit in den Hof und alle anderen Gebäude überragen und den Nachbarn das Licht und die Aussicht nehmen. 


ree

Ansicht Reindlstraße 27 und 29 mit dem angrenzenden Bau im Osten. (Streetview)


Linz kündigt zwar medienwirksam an „Klimahauptstadt“ zu sein und bis 2040 „klimaneutral“ sein zu wollen, aber die tägliche Praxis ist genau das Gegenteil. Wir reißen ab, statt weiter- und umzubauen, wir vernichten Ressourcen, statt sie zu schonen, wir zerstören gewachsenen Boden, statt diesen zu schützen und wir bauen Tiefgaragen anstatt den ruhenden Verkehr und somit den MIV (motorisierten  Individualverkehr) in der Innenstadt zu reduzieren. Zu dieser Diskrepanz zwischen Marketing, Greenwashing und täglicher Praxis haben wir bereits oft 'gebloggt'. Auch dazu, worauf es wirklich ankommt und wo die Hebeln liegen: Let’s be serious How can cities improve their climate? 


Aber zurück zu unserem Fall in der Reindlstrasse:

Weil es so typisch ist für Linz, lohnt sich eine Betrachtung. Noch wissen das nur ein paar Insider und ein paar unmittelbar betroffene Nachbarn. In ein paar Monaten wird es (zu Recht) Empörung über den Abriss geben. Doch dann ist es zu spät. 


Baumeister und Investor B. aus OÖ, sehr umtriebig, hat die zwei Häuser Nummer 27 und 29 gekauft. Für den Preis, den er bezahlt hat, sind die bestehenden Häuser selbst irrelevant. Der Wert bildet sich durch die Grundstücke und die erlaubte Bebauung, sprich die baulichen Möglichkeiten. Diese wurden 2019 durch einen neuen Bebauungsplan geschaffen. Vor allem diese „Möglichkeiten“, das rechtlich maximal mögliche Volumen eines Neubaus (und die Lage natürlich) bestimmen den Preis. 


Wenn es nun zum Abriss und zur berechtigten Empörung (und Forderung, doch weiterzubauen und aufzustocken) kommt, wird es von städtischer Seite und unserem Planungsreferenten und Bürgermeister wieder einmal (mit betroffenem Blick) heißen, „es seien uns die Hände gebunden.“ 


Doch das ist falsch! Denn die Stadt selbst hat (und tut es immer noch am laufenden Band) selbst die Weichen und die Grundlage für diesen Abbruch (und viele andere) und Spekulation gestellt. Indem sie die Bebauungspläne ändert, das Volumen (Bauhöhen und Baufenster) drastisch erhöht und auf einen Unterbauungsschutz der Innenhöfe verzichtet (weil sie immer noch keine ernsthafte qualitative Unterscheidung zwischen grünem Rasen auf Tiefgaragendecke und echtem gewachsenem Boden und echtem, stadtklimawirksamen Bäumen macht) setzt sie Spekulation, Maximierung, Abbruch und Neubau, die Errichtung von Tiefgaragen und auch den Verlust von preiswertem Wohnbau überhaupt in Gang!


In anderen Worten:

Das eigentliche Problem (das wir in den letzten Jahren oft und scharf kritisiert haben) liegt in den groben Bebauungsplanänderungen. Diese finden am laufenden Band statt. Viel zu oft wird - ohne Idee und feinerer Betrachtung vor Ort - die Bauhöhe nach oben geschraubt und die Baufenster mit einer dicken Linie einfach in die Tiefe gezogen. 


2019 geänderter Bebauungsplan 02-072-02-00 (Reindlstraße, Gerstnerstraße, Blütenstraße)


Download Bebaungsplan 02-072-02-00 und Einreichplan Reindlstraße 27 und 29

ree

Einreichplan Reindlstraße 27-29_"Architekturidee"


Grobe Vorgänge unter dem Mantra der Nachverdichtung

Diese Bebauungsplan-Änderungen schützen auch nicht unsere Innenhöfe vor Unterbauungen durch Tiefgaragen, etwas, was oberste Priorität haben sollte, denn der gewachsene Boden ist wichtig, um Bäume zu pflanzen und Regenwasser aufzunehmen, sprich unsere beschlossenen Ziele der Klimahauptstadt zu erreichen. 


Mit diesen Bebauungsplan-Änderungen wird defacto der Grundstein für all diese Abbrüche und Neubauten (statt Sanieren, Aufstocken und Ressourcen schonen) und Maximierungen gelegt. Die Investoren und Bauträger kennen die rechtliche Lage genau, zu viele Architekten (meist die mittelmäßigen) sind brave Erfüllungsgehilfen im ‚Ausnudeln‘ und Ausreizen des rechtlichen Rahmens. Dabei nutzen sie allerdings "nur" die rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Verantwortung dafür trägt die Linzer Lokalpolitik und die Linzer „Stadtplanung“.


Denn mit diesen Bebauungsplan-Änderungen wird der Pfad erst gelegt, das mögliche Volumen steigt um ein Vielfaches, der Wert der Grundstücke steigt und die Anreize für Spekulation, Abbruch und Neubau entstehen. 


Übrigens war der geplante Neubau nicht einmal im Gestaltungsbeirat:

Trotz der Größe, hohen Sichtbarkeit und des Entwicklungsgebiets gegenüber wurde er dort wieder einmal vorbeigeschleust. Das ist mehr als bedauerlich. Denn die Architektur, der rücksichtslose Umgang mit dem östlich liegenden Nachbarn, denen das Licht und die Lebensqualität weggenommen wird und die Höhe (falsche Pläne in der Einreichung) wären sicher ein Thema gewesen und hätten zu Nachbesserungen geführt.


ree

Durch die groben Bebauungspläne wird das über hundert Jahre gewachsene Gefüge schwer beeinträchtigt. Die angrenzenden Nachbarn haben das Nachsehen.


Fall Mozartstraße, August 2025: Abriss Goethestraße: Und wieder passiert es


Autor:in: Linz+

16.9.2025

Kommentare


bottom of page