Salzstadel: Das war knapp
- linzplus
- 19. Aug.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Aug.
Begonnen hat’s katastrophal. Plötzlich stand das einzigartige Grundstück des Salzstadels an der Oberen Donaulände – gleich unterm Schloss - zum Verkauf. Das war Ende 2021. Die Eigentümerin bewarb das Projekt recht fantasielos als idealen Standort für eine große Garage. Die Stadt – wie gewohnt – hatte keine eigene Vorstellung entwickelt, einen Bebauungsplan gab und gibt es bis heute nicht, Planungsstadtrat Dietmar Prammer wollte auch kein "Kooperatives Verfahren" mit der Aussage "wir besitzen dort kein Grundstück, was sollten wir dort?". Freie Bahn also für den nächsten Linzer Schildbürgerstreich?

Gekauft haben es dann - für rund 5 Millionen € - ein Linzer Investorenteam, spezialisiert auf Gewerbeimmobilien. Dieselben, die das Motel One am Hauptplatz entwickelt (und mittlerweile verkauft) haben. Und weil dieses so gut rennt und sich der besten Auslastung (95%) der Kette erfreut, sollte gleich noch ein Hotel dieser Art entstehen.
Also wurde einer der lokalen Platzhirschen unter den lokalen Architekten beauftragt und das übliche 'Gewurschtel' startete. Denn diese sind zwar gut vernetzt, wirklich können tun sie es aber nicht. Prompt fielen sie beim ersten Anlauf im Gestaltungsbeirat durch. Normalerweise geht es dann so weiter. Noch ein Anlauf und noch ein Anlauf. Der Beirat doktert so gut er kann noch etwas herum, beim 3. oder 4. Mal wird die Hürde dann genommen. Selten wird daraus ein gutes Projekt. (Hier sollte man, unserer Meinung nach, strenger vorgehen und solche wichtigen Projekte – vor allem wenn sie einer Bebauungsplanänderung bedürfen, sprich städtebaulich relevant sind – gar nicht im Beirat zulassen. Mehr dazu: Raus aus dem Gestaltungsbeirat!)
Doch diesmal entwickelt sich die Sache anders. Erfreulicher.
Dank der Berichterstattung und dem so steigenden öffentlichen Druck, dem einzigartigen Bauplatz, Überzeugungsarbeit im Hintergrund und nicht zuletzt der Offenheit der Bauherren, wurde der Prozess über den Gestaltungsbeirat abgebrochen. Und statt dessen ein ordentliches Wettbewerbsverfahren (akkordiert mit der Kammer für Architekt:innen) vorbereitet und ein dutzend guter Büros aus Oberösterreich und Wien eingeladen.
Das hat Zeit in Anspruch genommen und etwas gekostet, aber die Qualität ist enorm gestiegen. Im Vergleich zu den wiederholten Anläufen im Beirat ist ein Wettbewerbsverfahren gleich von Beginn sicher sinnvoller.
Im Juli 2025 hat schließlich die Jury getagt. Den ersten Preis haben mia2-Architekten aus Linz mit einem zurückhaltenden Projekt gemacht. https://www.architekturwettbewerb.at/competition/linz-salzstadel-hotel/contribution/87020
Hier die ersten fünf prämierten Beiträge: Linz Salzstadel Hotel - www.architekturwettbewerb.at

Zum Abriss des historischen Salzstadels
Der Salzstadel ist sehr alt, die Außenmauer ist Teil der alten Stadtmauer, auch wenn man das aktuell nicht wahrnimmt. Hier ist das gut beschrieben, Salzstadel Linz – Wikipedia
Im Zuge eines Neubaus (und des Baus einer Tiefgarage) fällt dieser historische Stadel. Hierfür gibt es - gerade in Linz, wo bereits zu viele alte Bauwerke einfach geschliffen und durch 0815-Neubauten ersetzt wurden - berechtigte Kritik. Doch genau die mittelmäßigen, oft lieblosen Neubauten und die fehlende Auseinandersetzung im Vorfeld sind der springende Punkt. Im konkreten Fall wird ein Abbruch nicht leichtfertig hingenommen. Ein Erhalt des gesamten Stadels oder nur der historischen Mauer (z.B. in Form einer Freilegung) hätte viele Nachteile. Der Bauplatz ist ziemlich eng, die Mauer sehr dick. Alle zwölf Beiträge des Wettbewerbs haben sich daher aus technischen, gestalterischen und wirtschaftlichen Gründen gegen den (teilweisen) Erhalt entschieden.
Als langjähriger Verfechter alter Bausubstanz ist der kommende Abriss für uns zwar ein Schmerz, doch vertretbar in Anbetracht dessen, was hier geplant und möglich ist. Der Bauplatz ist auch mit Blick in die Zukunft historisch und einzigartig. Hier kann tatsächlich etwas besonderes im Einklang mit der Donau, dem Schlosspark, dem dominanten Schloss und der Altstadt entstehen. Das Siegerprojekt geht darauf ein und verspricht dieses Potential für die Stadt zu heben. In Bezug auf den Prozess, das qualitätssichernde Wettbewerbsverfahren, wurde auf höchstem Niveau gearbeitet. Es wurde gewissenhaft vorgegangen.
Medienberichte:

Donaugarage: Neue Ideen gefragt
Diese Investoren-Parkgarage unterm Schloss ist keine gute Idee! Linz muss hier rasch ein Neuplanungsgebiet verhängen um das einzigartige Grundstück in Ruhe entwickeln zu können.
„Bevor hier der nächste Linzer Schildbürgerstreich passiert, muss Planungsstadtrat Dietmar Prammer so rasch als möglich eine Bausperre (Neuplanungsgebiet) verhängen. Ab dann kann in Ruhe über das einzigartige Grundstück nachgedacht werden. Offenbar hat bis jetzt noch niemand das städtische Potential gesehen, sonst wäre es nicht zu der vorhandenen Planung einer Garage mitten in der Altstadt gekommen!“ so Lorenz Potocnik, Stadtentwickler und Planungssprecher von Linzplus. „Am besten die städtebauliche Kommission beschäftigt sich mit dem Grundstück und dem weiteren Umfeld. Dann kann die Stadt eine Volumenstudie machen einen sinnvollen Bebauungsplan erarbeiten. Aber jetzt muss einmal die Schnapsidee einer Garage gestoppt werden. Sonst entsteht hier Schaden.“
Großes Städtebauliches Potential
„Das Projekt einer Garage, mitten in der Stadt und an diesem sensiblen Ort ist symptomatisch für die Passivität der Stadt in Bezug auf ihre eigene Entwicklung. Aber noch ist nichts passiert. Noch kann hier etwas Spannendes entstehen.“ bleibt Potocnik optimistisch. „Allerdings ist jetzt sofort Handeln angesagt. Zuerst braucht es hier ein Neuplanungsgebiet, um den kurzsichtigen Plänen der Eigentümerin jeden Wind aus den Segeln zu nehmen. Dann kann in Ruhe mit einem professionellen Entwicklungsprozess begonnen werden. Am Ende sollte ein Architekturwettbewerb stehen. Der einzigartige Ort an der Donau, in der Altstadt und vor dem Schloss hat sich einen sorgfältigen stadtplanerischen Prozess verdient. “ Dabei gilt es das Potential des Ortes zu heben. Ein neuer Zugang zum Linzer Donauraum und zum Schloss sind möglich. Auch die vielbefahrene Straße ist nicht zwingend so.
Facebook-Post LINZA vom 25.4.2023 https://www.facebook.com/share/p/1CgHDnDHjr/

Salzstadel: Motel One Hotel kommt!
Ein sechsstöckiger Baukörper, in dem ein Motel One untergebracht werden soll – das sind die wohl endgültigen Pläne für den Standort des derzeitigen Salzstadels an der Donaulände, direkt unter dem Schloss.
Wie der Bau genau aussehen wird, ist allerdings noch offen, weil das Projekt im Gestaltungsbeirat durchfiel – auch, weil die Stadt "keine geeigneten Vorstellungen für das Areal einbrachte", sagt Stadtentwickler Lorenz Potocnik. Jetzt soll ein Architektenwettbewerb die beste Lösung für diesen sensiblen Standort bringen.
Facebook-Post OÖN vom 24. April 2023 https://www.facebook.com/share/p/161mEvn2KD/
Die Mitglieder empfanden das Projekt für das Areal an der Oberen Donaulände in Linz als nicht hochwertig genug und empfahlen einen Architektenwettbewerb.

LINZ. Die Mitglieder empfanden das Projekt für das Areal an der Oberen Donaulände als "qualitativ nicht hochwertig" genug und empfahlen einen Architektenwettbewerb.
„Ein sensibler Standort, der das Erscheinungsbild der Stadt prägt“: Das war im Vorfeld mehrfach zu hören, wenn es um die stadtplanerischen Überlegungen für das Salzstadel-Areal an der Oberen Donaulände ging.
Heute wurden die Pläne für die künftige Nutzung und Gestaltung erstmals im Gestaltungsbeirat präsentiert. Dieser beanstandete zwar die angedachte Hotelnutzung nicht, lehnte das Projekt in seiner Gänze jedoch ab. Dieses liefere nicht die „qualitativ hochwertig“ Lösung, die dieser wichtige Standort an der Donau brauche, so der Tenor der Mitglieder.
Der Beirat empfahl stattdessen „im Sinne des öffentlichen Interesses“ einen Architektenwettbewerb. Ob es einen solchen tatsächlich geben wird, stand heute Abend noch nicht fest.
Es sei schade, dass der Bauherr nicht der von Anfang an der von der Stadt aufgezeigten Empfehlung eines Wettbewerbes gefolgt sei, dieser sei sich offenbar die Tragweite dieses Projektes für das Erscheinungsbild der Stadt Linz nicht bewusst, sagte Planungsstadtrat Dietmar Prammer (SP). Die städtebaulichen Vorgaben für den Standort seien in dem Entwurf nicht berücksichtigt worden.
Motel One als Betreiber
Bauwerber am Salztstadel-Areal plus Nachbargrundstück ist die W & H Realitäten Entwicklungs- und Verwaltungs GmbH (als Teil der RealGruppe Immobilien), der gestern präsentierte Entwurf geht auf die Stögmüller Architekten ZT GmbH zurück.
Dieser sieht vor, dass der alte Salzstadel, der nicht unter Denkmalschutz steht, abgerissen werden soll, um Platz für den Hotelneubau zu schaffen. Mit Motel One, das auch am Hauptplatz einen Standort hat, gebe es, wie berichtet, bereits einen Betreiber. Vorgesehen gewesen wäre, vier Baukörper als eine Art Häuserzeile zu errichten, der höchste davon wäre sieben Geschoße hoch geworden.
Linz+ und Grüne: "Wichtiger Bauplatz"
Lorenz Potocnik (Linz+) sprach davon, dass es verfehlt wäre, nur den Investoren den schwarzen Peter zuzuschieben. Der Bauplatz sei sehr wichtig und einzigartig für Linz, die Stadtplanung habe es bis heute verabsäumt eine städtische Vorstellung für den Bereich vom Römerbergtunnel bis zur Nibelungenbrücke zu entwickeln. Der schlechte Entwurf und die mangelnde Idee hinter dem heute präsentierten Projekt sei auch ein Symptom für dieses stadtplanerische Vakuum.
„Das Urteil des Beirates ist wichtig und erfreulich. Beim Salzstadel handelt es sich um einen sensiblen Standort, für den es die besten Planer und ein städtebaulich hochwertiges Projekt braucht, damit die Postkartenansicht von Linz mit dem Schloss im Hintergrund gewahrt bleibt. Deshalb ist ein offener Gestaltungswettbewerb die beste Lösung“, ist Markus Rabengruber, Planungssprecher der Grünen überzeugt.
Facebook-Post Potocnik vom 9.01.2022 https://www.facebook.com/share/p/16qKHCbnDQ/
Nach rund zwei Monaten Bedenkzeit "fordert" nun auch die Linzer ÖVP eine städtebauliche Untersuchung für das Gebiet rund um den Salzstadel. Wahrscheinlich musste zuerst bei der OÖVP nachgefragt werden ob's eh OK ist, hier aktiv zu werden und auch geprüft werden ob womöglich irgendeine Klientel davon betroffen ist. Abgeschrieben wurde - wie so oft in Sachen Linzer Stadtentwicklung - hier: https://www.linzplus.at/post/donaugarage-neue-ideen-gefragt

Facebook-Post LINZA vom 8. Nov 2021 https://www.facebook.com/share/p/1BPVr1SAPc/
Die publik gewordenen Pläne eines Parkhauses an der Oberen Donaulände, für das ein historisches, über 450 Jahre Salzstadel abgerissen werden müsste, stehen weiter in der Kritik. Der renommierte Architekt, Stadtentwickler und Mitglied der Städtebaulichen Kommission, Andreas Kleboth, hat andere Ideen und sieht für das dortige Gebiet großes Potenzial. “Die Vorstellung, dass die Altstadt und auch der Hauptplatz einen direkten Zugang zur Donau haben, ist schon sehr reizvoll”, so Kleboth im LINZA-Talk.

Facebook-Post LINZA vom 4. Nov 2021https://www.facebook.com/share/p/16uHk7jUU5/
“Ein Garagengebäude aus Stahlbeton” soll an einer besonders sensiblen Stelle an der Donaulände unterhalb des Linzer Schlosses entstehen: Es wäre die fünfte Parkgarage in einem 500-Meter-Umkreis. Für den Bau müsste allerdings das historische Salzstadel aus dem Jahr 1567 abgerissen werden, für das kein Denkmalschutz besteht. Muss 454 Jahre altes Salzstadel an der Donaulände neuer Parkgarage weichen? - LINZA!
Autor:in: Linz+, Lorenz Potocnik
19.8 2025
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