Fußgängerübergang Chemieknoten: Zebrastreifen statt Millionenneubau
- linzplus
- vor 6 Stunden
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Überall fehlt es an Geld, doch bei manchen Projekten scheint das keine Rolle zu spielen. Ein aktuelles Beispiel liefert der geplante Neubau des Fußgängerstegs beim Chemieknoten – am 24.4.2025 wurde darüber im Gemeinderat entschieden. Kostenpunkt: 1.140.000 Euro. Für einen Steg, der gerade einmal 25 Jahre alt ist – und dessen einziger Zweck der Zugang zu einem privaten Parkplatz mit 520 Stellplätzen ist.

Fußgängerübergang Chemieknoten: 1999 entworfen vom Linzer Architekten August Kürmayr
Geht man so mit Volkseigentum und Ressourcen um? Nichts tun, nicht pflegen, dann abreißen und neu bauen? Wer ist dafür verantwortlich?
Es gab keine Untersuchung des Nutzerverhaltens, keine Abwägung von Alternativen, keine klare Notwendigkeitsprüfung. Und wohl auch keine Phase 0 – also keine grundlegende Auseinandersetzung mit der Frage: Braucht es dieses Bauwerk überhaupt (noch)?
Warum wurde das Verhalten der Parkplatznutzer nicht analysiert? Der Parkplatz hat nur 520 Stellplätze, ist privat, und die Nutzer sind v.a. Schichtarbeiter:innen in der Chemie. Sie kommen in der Früh, am frühen Nachmittag und spät Abends. Vor Ort kann man beobachten, wie einige über die Straße huschen, weil der Aufwand hinauf und hinunter natürlich gegeben ist. Aus diesem Grund werden solche Übergänge eigentlich auch nicht mehr ge- sondern abgebaut und durch Zebrastreifen ersetzt. Das wäre nicht nur günstiger, sondern wohl auch zeitgemäßer. Denn Übergänge wie dieser – oder auch Unterführungen – sind Relikte einer autozentrierten Stadtplanung. Sie gehören auf den Prüfstand, nicht blind erneuert.

Ein neuer Steg für gerade einmal 520 Stellplätze lässt sich die Stadt 1.140.000 € kosten.
Stattdessen folgt man der alten Logik: Abreißen – neu bauen – Millionen verbauen.
Dabei ist der Steg alles andere als unbedeutend. Er wurde 1999 vom Linzer Architekten August Kürmayr (geboren 1936) entworfen – derselbe Architekt, der unter anderem den Friedhof in Ebelsberg, die Umgestaltung der Herz-Jesu-Kirche in der Wiener Straße und mehrere Wohnbauten im Linzer Süden verantwortet hat.
Fazit: Dieses Projekt hätte einen offenen Prozess verdient – mit klaren Fragen an den tatsächlichen Bedarf, die heutige Nutzung und mögliche Alternativen. Was wir aber bekommen, ist ein klassisches Beispiel dafür, wie man ohne Notwendigkeit Geld verbaut – während an anderer Stelle jeder Cent dreimal umgedreht werden muss.
DOWNLOAD Gemeinderatsantrag vom 24.4.2025...
Alles verrostet: Geht man so mit Volkseigentum und Ressourcen um? Nichts tun, nicht pflegen, dann abreißen und neu bauen? Fotos: Lorenz Potocnik
Medienberichte:
April 2025, Krone

Mai 2025, Facebook post Lorenz Potocnik: https://www.facebook.com/share/p/19MdJ2WaGh/
Autor:innen: Brita Piovesan
12.Mai 2025
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