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Pfusch im Präsidentenviertel

Und wieder dasselbe Schema: Ohne erkennbaren Plan oder einer Vision für das Viertel, diesmal in Auhof, wird ein Bebauungsplan für ein einzelnes Grundstück geändert. Für einen Investor. Projekt gibt es offiziell keines. Dürfte es auch nicht geben, das wäre sonst nachweisbar eine Anlasswidmung und somit verfassungswidrig. Wieder einmal wird nur reagiert, verwaltet und 8 Stock vorgesehen, weil daneben eh schon 11-stöckige Bauwerke stehen. Als wäre das nicht genug, werden die Nachbarn minimal informiert und die Begutachtung bzw. Frist für Einwände mitten in die Feiertage verlegt. Bis 29. Dezember konnten Betroffene Stellung nehmen. Ist das eine moderne Stadtentwicklung? Ist das ein Umgang auf Augenhöhe? 



Auhof kommt nicht zur Ruhe. Mengerstraße, JKU, IT:U, laufend wird auch auf Grünland zugegriffen, umgewidmet und wichtige Frischluftschneisen beschädigt. Ohne Not.  www.linzplus.at/post/mengerstrasse-rote-linie-ueberschritten.


Einen Plan gibt es nicht. Bestehende Festlegungen (Flächenwidmungen, Bebauungspläne und das Örtliche Entwicklungskonzept) werden gezielt und punktuell geändert. Aktuelle Zielsetzungen wie die Ergebnisse der Klimastrategie weitgehend ignoriert. Für die IT:U soll – offenbar fällt das sogar in der Stadtplanung schön langsam auf – im Nachhinein eine Studie für den Standort erstellt werden. Ähnlich wie bei Dynatrace dient es aber wohl nur zur Schadensbegrenzung und als PR-Aktion. www.linzplus.at/post/standortdigitaluni-radikal-hinterfragen


Nicht verwunderlich, hat sich eine Initiative von Anrainer:innen gebildet, die gegen das Projekt und für eine nachhaltigere Stadtentwicklung mobilisiert. Folgend Ausschnitte aus der lesenswerten Presseaussendung.


„Nicht schon wieder! Schluss mit dem Zustopfen von Auhof!“ forderten sie am 18. Januar 2024: “Abgabefrist in den Feiertagen - Nachdem sich die Schockstarre etwas löste, begannen AnrainerInnen Unterschriften gegen das Projekt zu sammeln und vor allem die Nachbarn zu informieren. „Offiziell gab es bisher quasi keine Infos. Über Umwege und einen Zufall wurden wir aufmerksam. Man kann nur den Eindruck gewinnen, dass die AnrainerInnen möglichst nicht mitbekommen sollen, was in ihrem Stadtteil passieren soll.“ so Christoph Hoerack, der seit über 40 Jahren hier in Auhof lebt. Innerhalb kürzester Zeit wurden trotz der Feiertage mehr als 300 Unterschriften gesammelt und viele Einwendungen gegen das Vorhaben an den Magistrat geschickt.


Nicht die Fehler aus den 1970er kopieren - Zurück zum Schauplatz: Wir befinden uns im Stadtteil Dornach-Auhof, kurz nach der Autobahnabfahrt Dornach. Drei 11-geschossige Wohnblocks der WSG aus den 1970er Jahren ragen in die Höhe. Seit 2020 gesellt sich ein massives, 8-geschossiges Studierendenheim dazu. Dazwischen die stark befahrene Altenbergerstraße, eine BP-Tankstelle und das genannte Grundstück Altenbergerstraße 6-8. Ein eingeschossiges Geschäftslokal beherbergt aktuell eine Sparkasse-, Honeder- und Burgerista-Filiale sowie eine Trafik. Selbst die Betreiber wussten nichts von den Plänen. 


Klimaanalyse stellt Überwärmung und Belüftungsdefizite fest - Das „Ambiente“ ist leicht zu beschreiben: Zu viel Verkehr, viel Beton, zu wenig Grünflächen und auf wenig Fläche hohe Wohnblöcke, zwischen denen im Sommer die Hitze stehen bleibt. Das führt zu Tropennächten, auch in der Nacht kühlt es nur wenig ab. Gerade ältere Personen leiden besonders darunter. Aber auch Frau P.*, Mutter zweier kleiner Kinder klagt: „In den heißen Perioden ist es einfach zu heiß, an erholsamen Schlaf ist nicht zu denken. Ohne Klimaanlage geht es eigentlich nicht.“ Genau das bestätigt auch die Klimaanalyse der Stadt Linz aus dem Jahr 2020. Der Bericht weist diesem Stadtteilabschnitt bereits jetzt eine „moderate Überwärmung“ aus, die durch „dichte Bebauung, hohen Versiegelungsgrad“ sowie „Belüftungsdefizite“ näher gekennzeichnet ist.


Eine Ein- und Ausfahrt für 2500 Menschen - Auch der Verkehr liegt den AnrainerInnen gewaltig im Magen. Einerseits der stetig und stark zunehmende Durchzugsverkehr entlang der Altenbergerstraße. Andererseits der Verkehr im Viertel: über die vollkommen ungeregelte Zufahrt der Leopold-Figl-Straße fahren BewohnerInnen und BesucherInnen von rund 800 Wohnungen, somit geschätzt 2000-2500 Personen mit ihren PKW's ein und aus! „Der Stadtteil ist verkehrstechnisch wie eine große Garage mit einer Ein- und Ausfahrt. Staus sind hier an der Tagesordnung. Eine zusätzliche Garage und noch mehr Verkehr ist hier fehl am Platz. Auch stellt sich die Frage, ob ein weiterer Bau in diesem Umfeld nicht schon UVP-pflichtig ist.“ merkt Herr Reichl an.


Nur eine Ein- und Ausfahrt ins Viertel - für 2500 Menschen und rund 850 Fahrzeuge!


Familien flüchten in den Speckgürtel - Auch wenn viele Anrainerinnen trotzdem noch gerne hier wohnen und das Leben am „ehemaligen Stadtrand“ schätzen, sinkt die Lebensqualität in den letzten Jahren schrittweise. Das Viertel verliert an Attraktivität, insbesondere auch für jüngere Familien. Einige Familien haben deswegen die Reißleine gezogen und sind in den Speckgürtel geflüchtet. Herr P.* wohnte viele Jahre im Viertel, ehe er aufgrund des Baus des 8-stöckigen Studierendenheims und der damit stark sinkenden Lebensqualität im Block Karl-Renner-Straße 3 mit seiner Familie vor wenigen Jahren ins Umland wegzog, obwohl die gesamte Familie mitsamt den Kindern hier verwurzelt war.


Auch gültiges ÖEK sieht mangelnde Durchgrünung - Herr Hoerack meint: „Es ist ein schlechter Witz, wenn ständig die Rede davon ist, dass die Lebensqualität im Viertel beibehalten oder sogar steigen soll. Hier einen weiteren Block hinein zu quetschen, ist zu viel.“ Das gültige und 2013 einstimmig beschlossene Örtliche Entwicklungskonzept Linz (ÖEK) unterstützt diese Einschätzungen. Schon 2013 und somit noch vor dem Bau des Studierendenheims Ende der 2010er Jahre und aller anderen Bauvorhaben stellte es fest, dass ein „überwiegend hoher Verbauungsgrad im Stadtteil“ vorliegt. Weiters wird im ÖEK konstatiert, dass die Gegend hier „einen hohen Versiegelungsgrad bei gleichzeitig hoher Bebauungsdichte“ aufweist und eine „mangelhafte Durchgrünung laut Grundflächenplan“ vorliegt. „Wozu gibt es dieses ÖEK, wenn es nicht ernst genommen wird?“ fragt sich Herr Reichl. „Der geplante Bau eines weiteren Blocks läuft dem eigenen Entwicklungskonzept der Stadt diametral entgegen.“


Was sagt die Stadtpolitik? - Die regierende Stadt-SPÖ reagiert kaum. In einer Stellungnahme findet der zuständige Stadtrat Prammer die aktuellen Pläne offenkundig gut. Er verweist auf die sogenannte Nachverdichtung im Sinne der Nachhaltigkeit, des Umweltschutzes und der Schonung von Grünflächen. Damit hat er grundsätzlich Recht, wenn da nicht die bereits 2013 festgestellte hohe Verdichtung im Stadtteil vorliegen würde. Und selbstredend vergisst Stadtrat Prammer ebenso auf den bereits vollzogenen bzw. anstehenden Verbau großer grüner Flächen im Norden des Auhofs: zuerst Sombartstraße, jetzt nördlich und südlich der Mengerstraße. Bei diesen Projekten wurden die eigenen Planungsziele der Stadt nicht umgesetzt, die Umwidmung 2023 im Gemeinderat gegen viel Widerstand durchgebracht – im Widerspruch zu den Empfehlungen der Linzer Stadtklimatologie. In die für die Stadt sehr wichtige Kaltluftschneise wird nördlich der Mengerstraße gerade auf die grüne Wiese ein Parkhaus (!) für den Individualverkehr gebaut, und südlich sollen weitere Wohnungen entstehen.


Verdacht auf Anlasswidmung - Obendrein steht der Verdacht einer Anlasswidmung im gegebenen Fall im Raum. Es scheint, als ob die Stadt nicht auf Basis eines vorhandenen städteplanerischen Konzeptes umwidmet, sondern für ein Einzelprojekt. Stattdessen wünscht sich Herr Reichl eine zukunftsgerichtete, partizipative und für die AnrainerInnen verträgliche Stadtentwicklung bzw. Wohnbaupolitik: „Uns ist vollkommen klar, dass es Wohnbau braucht. Dieser soll aber durchdacht und wirklich im öffentlichen Interesse sein. Vier Stockwerke sind hier mehr als genug. Selbst in der 70igern wurde ja aufgelockerter gebaut. Interessieren Sie sich bitte auch für die ansässige Bevölkerung. Informieren und beziehen Sie die AnrainerInnen mit ein.“, appelliert er an den Linzer Gemeinderat.“


Mehr Informationen:

Klimanalysekarte im WebGIS: GeoMedia SmartClient Public Maps (linz.at)

Klimaanalyse Karte PDF Download:

Blogeintrag David gegen Goliath: www.linzplus.at/post/david-gegen-goliath 


Download Grundbuch:

 

Downloadbereich Bplan alt/neu:

Bebauungsplan Alt



Planentwurf Bebauungsplan

Detail


Klimaanalyse


Medienberichte:


19.1.2024, Kurier


LINZA 19.1.2024:

In der Altenbergerstraße 6-8 - dort wo sich jetzt ein Burgerista-Standort und eine Trafik befinden, will ein privater Immobilienentwickler einen 8-stöckigen Wohnblock errichten. Die Anrainer laufen gegen das Projekt Sturm und hoffen, dass der Gemeinderat die Änderungen im Bebauungsplan nicht zulässt, denn es wäre der bereits fünfte hohe Wohnblock auf engstem Raum. 

Die Situation in Linz-Auhof, am ehemals sehr grünen Stadtrand von Linz, ist vertrackt. In den letzten Jahren wurde fast jede freie Fläche für den Wohnbau genutzt. Einerseits werden grüne und schützenswerten Flächen, die insbesondere auch zur Kühlung der Stadt dienen, verbaut. Andererseits wird unter dem durchaus nachvollziehbaren Argument der Nachverdichtung jeder Platz genutzt und  mit Hochbauten verwertet.


tips.at 1. Januar 2024


Krone 26.1.2024:



Autorin: Linzplus, Lorenz Potocnik

19.1.2024

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